Welche Blutgruppen gibt es? Die Blutgruppen im Überblick

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Blutgruppen – was sind sie und wozu braucht man sie?

Jeder hat schon einmal etwas von Blutgruppen gehört. Diejenigen unter uns, die Blut spenden, kennen ihre Blutgruppe. Sie ist auf ihrem Blutspenderausweis vermerkt. Doch wer dies nicht tut und noch nie auf eine Spende angewiesen war, kennt seine Blutgruppe gar nicht. Aber wozu ist das überhaupt wichtig? Muss ich meine Blutgruppe kennen? Bedeutet das irgendetwas? Im Folgenden werden die wichtigsten Fragen rund um das Thema Blutgruppen beantwortet.

Wenn man das Wort Blutgruppen hört, denken die meisten sofort an verschiedene Buchstaben und dass diese Buchstaben wichtig für Bluttransfusionen sind. Biochemisch betrachtet sind Blutgruppen erbliche Oberflächenantigene auf der Membran der roten Blutkörperchen (der sogenannten Erythrozyten). Was heißt das genau im Einzelnen? Blutgruppen sind erblich. Unsere Blutgruppe setzt sich aus denen unserer Eltern zusammen.

Die Buchstaben, die wir zumeist mit dem Wort Blutgruppen verbinden, sind sogenannte Antigene. Sie bestehen aus Fettmolekülen, an die Einfach- oder Mehrfachzucker gebunden sind (der Fachbegriff lautet Glycolipide). Diese Antigene sitzen nun auf den roten Blutkörperchen. Zu den Antigenen auf dem roten Blutkörperchen gibt es einen Gegenspieler im Blutplasma, dem flüssigen Teil des Blutes. Diese Gegenspieler sind Antikörper. Sie sind der eigentliche Indikator zur Blutgruppenbestimmung. Dabei sucht man nämlich nicht nach den Antigenen, sondern nach den Antikörpern, die eine Reaktion mit fremden Antigenen hervorrufen.

Welche Blutgruppen gibt es?

Bei der Blutgruppenbestimmung werden wir mit ganz vielen abstrakten Begriffen konfrontiert. Diese wollen wir nun aufschlüsseln, um das Thema Blutgruppen besser zu verstehen. Weltweit gibt es zwei führende Blutgruppensysteme, doch es existieren noch über 15 weitere, die aber kaum Relevanz haben. Das erste System ist das AB0-System und das zweite das Rhesus-System. Das AB0-System bringt die Blutgruppen A, B, AB und 0 hervor. Das Rhesus-System nur eine Rhesus-Positivität oder Negativität.

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Im Plasma ist dann der Gegenspieler zu finden. Anti-B-Antikörper bei der Blutgruppe A, Anti-A bei B, Anti-A und Anti-B bei der Blutgruppe 0 und gar keine Antikörper bei der Blutgruppe AB. Diese Blutgruppen unterscheiden sich nochmal in ihren Genotypen. Das heißt, die Blutgruppe A muss nicht unbedingt AA sein, auch wenn sie sich so darstellt. Sie kann aufgeschlüsselt auch A0 sein. Da A aber dominant ist, ist nur das sichtbar. Genetisch ist es also möglich, dass eine Mutter mit A0 und ein Vater mit B0 dem Kind jede Blutgruppe vererben könnte, auch wenn einige Kombinationen wahrscheinlicher sind als andere.

Der Rhesus-Faktor hat nicht automatisch Antikörper. Diese entstehen erst, wenn einem Rhesus-negativen Patienten positives Blut transfundiert wird. Erst beim zweiten Mal werden die Antikörper dann aktiv.

Was ist die häufigste und was die seltenste Blutgruppe?

Die Verteilung der Blutgruppen ist tatsächlich in jedem Land ein wenig verschieden. In Deutschland ist die häufigste Blutgruppe A, dicht gefolgt von der Blutgruppe 0. Weltweit ist es umgekehrt. Beide Blutgruppen verteilen sich aber auf etwas über 40% der Bevölkerung. Dann folgt die Blutgruppe B mit nur noch etwas über 10% und die seltenste Blutgruppe ist AB mit ungefähr 5%.

Beim Rhesus-Faktor ist die Verteilung wesentlich eindeutiger und auch in fast allen Ländern ähnlich. Circa 85% in Deutschland sind Rhesus-positiv und nur 15% Rhesus-negativ. Weltweit sind es 88% zu 12%.

Welche Blutgruppen passen zusammen?

Gleiche Blutgruppen passen immer zusammen, solange auch der Rhesus-Faktor nicht dagegen spricht, also A zu A, B zu B, usw. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten. Die Blutgruppe 0 ist der „Universalspender“, sein Blut wird von jeder anderen Blutgruppe vertragen. Daher wird stets 0 negativ transfundiert, wenn man noch kein Testergebnis hat. Die Blutgruppe AB ist der „Universalempfänger“. Sie verträgt jede andere Blutgruppe, solange auch hier der Rhesus-Faktor passt.

Jemand mit positivem Rhesus-Faktor kann sowohl positives als auch negatives Blut bekommen. Umgekehrt ist es nur einmal möglich einem Rhesus-negativen Patienten positives Blut zu verabreichen. Danach kommt es zu einer Immunreaktion bei erneuter Gabe.

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© Blutspendedienst des BRK, 2020

Wann wird die Blutgruppe bestimmt?

Prinzipiell kann man jederzeit seinen Hausarzt bitten seine Blutgruppe zu bestimmen, wenn einen das interessiert. Ansonsten erfolgt eine Bestimmung der Blutgruppe in den folgenden Fällen:

  • Blutspenden
  • Erhalt einer Bluttransfusion, so zum Beispiel bei größeren Operationen oder Blutarmut.
  • Vorsorge in der Schwangerschaft und bei Neugeborenen
  • Erstellung eines Notfallausweises
  • Organtransplantation
  • Forensische Untersuchungen

Was ist der Bedside-Test?

Wörtlich übersetzt bedeutet bedside „Bettseite“. Dieser Name rührt daher, dass er nicht zur eigentlichen Blutgruppenbestimmung gedacht ist, sondern nur zur schnellen Überprüfung der vorangegangenen Testung. Er wird für gewöhnlich direkt vor Bluttransfusionen durchgeführt. Der Arzt hat die Akte, in der die Blutgruppe vermerkt ist und versichert sich nun mit einem schnellen Test „an der Bettkante“, dass die angegebene Blutgruppe auch mit dem Testergebnis übereinstimmt.

Der Bedside-Test ist ein kleiner Plastikstreifen mit zwei Einlassungen, in denen sich versiegelt jeweils eine Flüssigkeit befindet, die eine Antigen-Reaktion hervorruft. Er bestimmt ausschließlich die AB0-Blutgruppe, nicht den Rhesusfaktor. Dazu wird ein Tropfen Blut in jede Mulde gespritzt und auf eine Reaktion gewartet. Eine Verklumpung des Tropfens oder eben keine Reaktion zeigt nun, um welche Blutgruppe es sich handelt.

Was passiert, wenn die falsche Blutgruppe verabreicht wird?

Wenn jemand die falsche Blutgruppe transfundiert bekommt, dann tritt schnell eine Immunreaktion auf, vergleichbar mit einer allergischen Reaktion. Dies wird Transfusionszwischenfall genannt. Die Antikörper im Plasma verursachen bei einer falschen Blutgruppe eine Verklumpung der fremden roten Blutkörperchen. Diese Klümpfchen können dann in den Blutgefäßen steckenbleiben.

Zeitgleich kann eine Hämolyse auftreten, darunter versteht man die Auflösung der roten Blutkörperchen. Hämoglobin geht ins Plasma über. Das freigesetzte Hämoglobin wiederum kann zu Nierenversagen führen.
Zuerst treten meist nur Schüttelfrost und Fieber auf, doch bei schweren Reaktionen kann es zum allergischen Schock und später zum Tod führen.

Fazit

Das sind viele Informationen für einen Buchstaben und ein Plus und Minus auf einer Blutkonserve.
Was können wir daraus mitnehmen? Blutgruppen sind mit viel Biochemie verbunden. Wen das interessiert, wird nun einen umfassenden, groben Überblick zu dem Thema haben. Für wen das zu viele Informationen sind, der kann sich auf das Wichtigste konzentrieren:

Die eigene Blutgruppe bestimmen zu lassen ist niemals verkehrt. Blutgruppen sollten immer nur passend zueinander verabreicht werden, höchstens in Ausnahmefällen kommt eine Transfusion mit 0 negativ in Betracht. Falschtransfusionen können überaus gefährlich sein und müssen daher unbedingt durch mehrfache Testung vermieden werden.

Gesundheit, Medizin
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